Neue geopolitische Konstellationen können über Nacht jahrzehntelange Gewissheiten grundlegend verändern. Die Instrumente zur detaillierten und effizienten Planung von Energienetzen sind auf solche Umbrüche kaum eingestellt. Vielmehr muss es darum gehen, noch flexibler und vor allem frühzeitiger auf den zukünftigen Stromtransportbedarf schauen zu können.
Das Forschungsprojekt richtete sich auf die Erarbeitung eines neuen Ansatzes, um zukünftige Stromtransportbedarfe unter Berücksichtigung der ganzen Bandbreite an möglichen Energiesystem-Entwicklungen schnell und gezielt abschätzen zu können. Um die Anzahl an numerischen Analysen zu reduzieren, wurden hierfür verschiedenste technisch-ökonomische, gesellschaftliche und politisch-regulatorische Entwicklungen und deren Interaktionen zu mehreren sogenannten Storylines aggregiert. Diese Narrative beschreiben wichtige und insbesondere auch politisch adressier- bzw. steuerbare Pfadentscheidungen mit erheblichem Einfluss auf den Netzausbaubedarf: Die Auswirkungen von Akzeptanzfragen, die Flächenverfügbarkeiten an Land und auf See, die regulatorischen Rahmenbedingungen des europäischen Strommarktes, die Ausprägung der Verbrauchs- und Transportbedarfe von Strom (Elektronen) versus Wasserstoff (Moleküle) sowie die Kapazitäten und die räumlichen Verteilungsmuster von inländischen Elektrolyseanlagen.
Anhand eines Simulationsmodells wurde anschließend für alle Storylines die zukünftige Transportaufgabe in Deutschland geschätzt. Die Auswertung der Modellierungsergebnisse verdeutlichte, dass Elektrolyse im zukünftigen Energiesystem mit Blick auf die Stromnachfrage die zentrale Rolle spielt. Zukünftige Stromtransportaufgaben bergen durch die enorme Schwankungsbreite der Ergebnisse zwischen den Storylines eine hohe Unsicherheit, welche durch Monitoring der Energiesystementwicklungen und das zeitnahe Erkennen des Einschlagens gewisser Pfade jedoch reduziert werden kann. Die entwickelte Methodik bietet somit eine frühzeitige Orientierungshilfe, um Entscheidungen zum Netzausbau treffen zu können und ermutigt dazu, den ausschließlich bedarfsorientierten Planungsansatz zu überwinden.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie in der Ergebnisdokumentation und der Pressemitteilung.