Erfahrungen mit Erdkabeln gibt es bereits reichlich. 50Hertz betreibt fast 2.000 Kilometer Erdkabel – auf See und an Land. Landwirtschaft bleibt auch über der Kabeltrasse weiter möglich. Häufiges Thema im Dialog mit der Öffentlichkeit sind die Wärmeemissionen der Erdkabel. Um hier zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen, hat 50Hertz gemeinsam mit den Landesbauernverbänden Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Agrarwissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg mit einer Studie beauftragt - mit erstaunlichen Ergebnissen.
Gemeinsam mit Fachleuten der Bauernverbände, einem freien Sachverständigen und den beauftragten Agrarwissenschaftlern der Universität Halle-Wittenberg arbeitete das Genehmigungsteam des SuedOstLinks ein Studiendesign aus. Zwei für die Region typische Bodenarten – Löss/Schluff und Sand – wurden in der Nähe des SuedOstLink-Planungskorridors entnommen und im Gewächshaus in jeweils zwölf Zylinder gefüllt. Dabei wurden regionaltypische Bodentypen imitiert. Unter der Hälfte der Tonnen wurde die Wärme des Erdkabels mittels Fassheizrollern simuliert. Hier wurde eine dauerhafte Temperatur von 50 °C eingestellt. Dies entspricht der maximalen Temperatur an den Schutzrohren, wenn dauerhaft maximaler Strom durch die Leiter fließt. Die übrigen Zylinder waren unbeheizt und dienten als Kontrolle.
Jeder Zylinder war mit Sonden und Thermometern bestückt. Zum einen, um in der Nähe der Wärmequelle, in der Mitte und im oberen Wurzelhorizont die Temperaturen zu messen. Zum anderen, um die Bodenfeuchtigkeit zu ermitteln und die Ausbreitung der Wurzeln nachzuvollziehen. Über drei Jahre hinweg wurden vier für Mitteldeutschland typische Kulturen nacheinander angebaut: Sommergerste, Zuckerrübe, Sommerweizen und Luzerne als häufig genutzte Futterpflanze. Damit deckte die Studie nicht nur oft angebaute Pflanzen ab, sondern ermöglichte auch Erkenntnisse über unterschiedlich tief und vor allem breit wachsende Wurzelgeflechte. Regen gab es im Gewächshaus nicht in Form von Wolken, sondern einer Gießkanne. Dabei wurden die Behälter unterschiedlich bewässert, um so ortstypisch ein feuchtes, ein mittleres und ein trockenes Jahr zu simulieren.
Nach jeweils rund einem halben Jahr haben die Wissenschaftler geerntet und die Erträge, das Wurzelwachstum und pflanzenphysiologische Eigenschaften, wie den Protein- oder Zuckergehalt zwischen den beheizten Varianten und der Kontrolle verglichen.
Die Ergebnisse des vorliegenden Abschlussberichts lassen das Planungsteam von 50Hertz zuversichtlich auf Bau und Betrieb der Kabel blicken. Eine wichtige Erkenntnis: Der Vergleich der beheizten und unbeheizten Zylinder zeigte, dass die Erwärmung keinen Einfluss auf die Bodenfeuchte hat. Eine Austrocknung des Bodens fand sich weder in oberen noch in tieferen Erdschichten. Die entscheidende Größe für Pflanzenwachstum und Ertrag ist der Niederschlag.
Was die Wirkung der Wärme der Erdkabel auf die Pflanzen selbst und deren Erträge angeht, ergab sich ein uneinheitliches aber durchaus positives Bild: Beim Großteil der Angebauten Kulturen sind durch die Wärme keine signifikant geringeren Erträge feststellbar. Die Sommergerste reagiert stärker auf die Wärme als die anderen Kulturen. Standortabhängige Unterschiede wurden ebenfalls beobachtet. So verteilt sich die Wärme der Kabel in den beiden untersuchten Bodenarten unterschiedlich stark. Im Loess verteilt sich die Wärme besser, während Sandboden die Wärme stärker hält.