Der Aus- und Umbau von Infrastrukturen sind in Ballungszentren herausfordernd. Freileitungen, wie sie in ländlichen Regionen der Standard sind, sind für den dicht besiedelten und bebauten Raum einer Großstadt nicht geeignet. Bereits im Bundesbedarfsplan ist die Maßnahme mit F gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung sagt aus, dass die Kabelvertikale Berlin Süd als Pilotprojekt für Erdkabel zur Höchstspannungs-Drehstrom-Übertragung zu planen und herzustellen ist. Nun hat sich gezeigt, dass auch oberflächlich verlegte Erdkabel nur bedingt möglich sind, da diese aufgrund einer ständigen Zugänglichkeit im öffentlichen Straßenland liegen müssten, was in vielen Gebieten innerhalb Berlins auszuschließen ist. Das zumindest ergibt eine erste Machbarkeitsstudie, die im Vorfeld der Genehmigungsphase für die Kabelvertikale Berlin Süd erstellt wurde. Damit bleibt die geschlossene Bauweise als Tunnel.
Technisch für Berlin sehr gut geeignet, da mittels Tunnelvortrieb die unterirdische Bohrung und der Tunnelbau in zwei ineinandergreifenden Arbeitsschritten gelingt. Auf den Strecken zwischen den notwendigen Schächten ist oberhalb, also in der Stadt selbst, nichts vom Bau zu sehen, zu hören oder zu spüren. Die Maschine arbeitet in einer Tiefe von bis zu 40 Metern Tiefe. Der Innendurchmesser des geplanten Tunnels beträgt vier Meter. Über einen Anfangs- bzw. Logistikschacht wird das abgetragene Erdreich mittels Spülförderung an die Oberfläche befördert.
Der Tunnelanfang und das Ende sowie sogenannte Zwischenschächte werden als Schachtbauten entlang der Trasse gebaut werden. Der Tunnelbau wird durch eine Tunnelvortriebsmaschine durchgeführt und die Logistik sowie die Notausstiege werden entlang der Tunnelstrecke durch diese Schachtbauten sichergestellt.
Nach Fertigstellung des Tunnels werden die Höchstspannungskabel durch die Schächte in den Tunnel eingezogen. Anschließend werden die Kabel an das bestehende Stromnetz angeschlossen. Nach Abschluss der Vortriebsarbeiten werden die Schachtbaugruben zu Betriebsschächten umgebaut, die nach Abschluss der Arbeiten nur noch an den ebenerdigen Abdeckungen zu erkennen sind. Nach Beendigung der Bauarbeiten sorgen die abgedeckten Tunnelzugänge als Belüftungs- und Wartungsschächte.
Die Tunnelbauweise wird von 50Hertz bei der aktuell in Bau befindlichen 380-kV-Kabeldiagonale ebenfalls angewendet.